Gesunheitspolitischer Brief 27. Januar 2014

Gesunheitspolitischer Brief 27. Januar 2014

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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF

Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik

GPB 04. KW 2014; Montag, 27. Januar 2014

In der Pflege ist es eindeutig fünf nach zwölf. Die Bundesregierung könnte sich also dauerhaften Ruhm erwerben, wenn es ihr gelänge, die verfahrene Situation zu beenden. Dazu aber müsste sie an zahlreichen Fronten anfangen, die desaströsen Zustände zu verbessern. Denn sowohl die Pflegebedürftigen als auch ihre Angehörigen als auch die Pflegenden selbst sind mit den aktuellen Rahmenbedingungen in die Pflege auch nur ansatzweise zufrieden. Vor allem in der Altenpflege ist einzig bei satter finanzieller Eigenbeteiligung (auch der Angehörigen) oder massiver Quersubvention durch karitative Fördervereine eine für alle Beteiligten einigermaßen menschenwürdige Versorgung und Betreuung möglich.

Hauptursache für die eklatanten Missstände dürfte – nehmen der vollkommen unzureichenden Bezahlung von Pflegekräften – der Umstand sein, dass es den Pflegeprofis nicht gelungen ist, die inzwischen 20 Jahre alte Pflegeversicherung aus ihren eigenen Belangen und Bedürfnissen heraus zu steuern und zu gestalten. Stattdessen wurde und wird im Grunde von Anfang an an einer Art „Pflege-Überbau“ herum gebastelt, der zwar – für allem im Mittelbau der Selbstverwaltung – zu einer Vielzahl von Verwaltungsvorschriften, Qualitätssicherungsverfahren und detaillierten Kontrollschritten geführt hat, aber für Pflegende und Pflegebedürftige kaum Verbesserungen der konkreten Pflegesituation herbeiführen konnte. Inzwischen, so versichern Pflegekräfte glaubhaft, führen die überbordenden Dokumentationspflichten sogar zu einer Verschlechterung der Pflegesituation, denn der medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) prüft bei seinen unangemeldeten Kontrollen stärker die Papierlage als die tatsächliche Pflegesituation. Die Folge: Die Dokumentation der Dekubitsprophylaxe wird ein höherer Stellenwert eingeräumt als der Prophylaxe selbst. Denn auf die Dokumentationsakten wirf der MDK in jedem Fall einen Blick, der konkrete Dekubitus mag ihm allerdings entgehen. Verbunden mit diesen unhaltbaren Zuständen ist eine Abwanderung von Pflegekräften: entweder in andere, besser bezahlte und physisch und psychisch weniger kräftezehrenden Berufe, oder – paradoxerweise – in das Pflegekontrollmanagement. Oder in Burnout, Dauerkrankheit, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung. Auf dieser Grundlage betreiben wir derzeit einen Raubbau mit dieser Profession, der schon jetzt nicht mehr zu verantworten ist, und der sich in den kommenden Jahren noch deutlich potenzieren wird.

PDF-DOWNLOAD:  GPBos_04_KW_2014 (135 KB)

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