
Wir zeichnen uns durch ein breites Spektrum unterschiedlichster Branchen aus.
GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 13. KW 2015; Montag, 30. März 2015
Verbände sind ihrem Wesen nach strukturkonservativ. Kunst der Verbandsführung ist es, diese konservative Grundtendenz nicht zu überdehnen, um sich damit nicht selbst ins Abseits der politischen Diskussion zu kicken oder – im schlimmsten Fall – gar aus dem System genommen zu werden. Diesen Eiertanz vollführen seit Jahren die Interessenvertretungen der Ärzte und der Apotheker. Als selbständige Freiberufler par excellence wehren sie sich mit mehr oder minder großem Erfolg gegen einen grundsätzlichen Strukturwandel, der größere organisatorische Einheiten im zukünftigen Berufs- und Versorgungsleitbild nahelegt. An der Apothekenfront ist es diesbezüglich in letzter Zeit eher ruhig geworden. Eine Mehrheit für Ketten oder dergleichen Schreckensszenarien ist mit der politischen Marginalisierung der Grünen eher in weite Ferne gerückt, und letztlich würde sich auch an den Kostengewichten in der Gesetzlichen Krankenversicherung durch die eine oder andere Apothekenkette wohl nicht so furchtbar viel ändern.
In der ambulanten ärztlichen Versorgung sieht die Sache dagegen aktuell ganz anders aus. Denn hier regiert schon seit längerem nicht nur massiver politischer Druck von außen, sondern hier gibt es auch deutliche Veränderungstendenzen von innen, die zeigen, dass das Arbeitsmodell der inhabergeführten selbständigen Arztpraxis für den ärztlichen Nachwuchs nicht mehr das Berufsziel der Zukunft zu sein scheint. Vernetztes Arbeiten ohne finanzielles Risiko ist angesagt – zumindest für den Berufseinstieg. Dieses Bild allerdings scheint in den Vertreterversammlungen der KVen (und der KBV) noch nicht unbedingt angekommen zu sein. Kein Wunder, sitzen doch dort nahezu ausschließlich Protagonisten des alten Arbeitsund Berufsmodells. Das genau ist die Situation, in der ärztliche Standesvertreter aufpassen müssen, nicht auf einmal zu den „Ewiggestrigen“ zu gehöre.
PDF-DOWNLOAD: GPB_13.KW_2015_OS (250 KB)