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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 39. KW 2015; Montag, 28. September 2015
Über den Umfang der gesundheitlichen Versorgung von Flüchtlingen kann trefflich gestritten werden. Keine Frage, dass ein reiches Land wie Deutschland allen Bedürftigen und Schutzsuchenden Hilfe in Not zur Verfügung stellen kann und sollte. Dennoch – oder gerade deswegen – darf diese Verpflichtung nicht überdehnt und damit die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems insgesamt gefährdet werden. Hier den goldenen Mittelweg zu finden, ist Aufgabe einer Politik, die sich der Diskussion um ein „Einwanderungsland Deutschland“ jahre- vielleicht sogar jahrzehntelang vehement widersetzt hat. Das fällt uns nun auf die Füße.
Dramatisch ist beispielsweise, dass ein vergleichsweise hoher Prozentsatz von Flüchtlingen an gefährlichen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose leidet und dass wir in unserem nach wie vor chaotischen und improvisierten Verteilungssystem zwar häufig diese Diagnose erfassen, dann aber den Patienten komplett aus den Augen verlieren, weil niemand weiß, wohin er weitergeleitet wurde und in welchem Heim er jetzt aufgetaucht ist. Hier tickt aufgrund von Verwaltungsmängeln eine Zeitbombe, die einer in Deutschland scheinbar ausgerotteten Krankheit zu neuer, nicht eben erfreulicher Blüte verhelfen kann. Die Versäumnisse bei der Umsetzung der elektronischen Gesundheitskarte (mit zumindest rudimentärer Patientenakte) flankieren dabei eine Politik, die sich dem erkennbar wachsenden Flüchtlingsproblem über Jahre allenfalls defensiv und in Abwehrhaltung angenommen hat.
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