
Wir zeichnen uns durch ein breites Spektrum unterschiedlichster Branchen aus.
GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 16./17. KW 2014; Montag, 28. April 2014
Dass in der Pflege (und in der Pflege-Ausbildung) Reformbedarf besteht, ist allgemeiner Konsens. Die Frage ist nur: Wie viel darf´s denn sein? Und vor allem: Wie viel darf das kosten? Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang hilfreich, sich daran zu erinnern, dass es bis 1994 überhaupt keine Unterstützung zur Absicherung des Pflegerisikos gegeben hat. Noch mein an Parkinson erkrankter Großvater und meine demente Großmutter wurden komplett aus den eigenen familiären Ressourcen heraus mehr schlecht als recht gepflegt und versorgt. Die Lasten für die Familien waren beträchtlich – und das nicht nur in finanzieller, sondern vor allem auch in organisatorischer Hinsicht.
Dagegen treffen heutige Pflegebedürftige und ihre Angehörigen auf ein vergleichsweise sehr gut organisiertes System, in dem die psychischen Belastungen zwar weitgehend erhalten bleiben (zumindest für mitfühlende Angehörige), in dem aber organisatorisch ein reiches Instrumentarium bereitgestellt wird, um einer Pflege-Situation zu begegnen und sie präventiv abzufangen. Eines der Kernprobleme ist allerdings, dass es nach wie vor eine grundlegende Verweigerungshaltung gibt, sich auf die Situation der Pflegebedürftigkeit langfristig vorbereitend einzustellen. Das mag menschlich verständlich sein, es kann aber nicht den Sozialkassen als Aufgabe überantwortet werden, für jeden Pflegenotfall jederzeit die adäquate Auffangsituation bereit zu halten. Die Bundesregierung geht daher den richtigen Weg, wenn sie Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen im Sinne einer besseren Alterstauglichkeit der eigenen vier Wände fördert und attraktiver macht. Es wird und muss immer auch in der Eigenverantwortung der zukünftigen Pflegebedürftigen stehen, sich auf die Hinfälligkeiten des eigenen längeren Lebens selbst und eigenverantwortlich vorzubereiten.
PDF-DOWNLOAD: GPBos_16_17_KW_2014 (151 KB)