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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
GPB 47. KW 2018; Montag, den 26. November 2018
Einmischung erwünscht! Vielleicht hat die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung (DPTV) am letzten Mittwoch mit ihrem „Lunchtalk: Macht Sprache Gewalt?“ den Anfang gemacht. Lohnend scheint es allemal, pathologischen Tendenzen einer Gesellschaft mit den Mitteln von Profi-Therapeuten zu Leibe zu rücken und zumindest von Therapeuten die Diskussion darüber anstoßen zu lassen, wo überall unsere Gesellschaft pathologische Tendenzen zu zeigen beginnt.
Die DPVT hatte sich in diesem Zusammenhang besonders die Aspekte „Spaltung“ und „Trauma“ angesehen und kommt zu dem Schluss, dass die politische und mediale Diskussion hier Symptome einer Störung offenbart: Der rationale Blick – zum Beispiel auf Migration, auf Vergangenheit, auf Europa – sei verstellt, und damit eine sachgerechte Diskussion über diese gesellschaftspolitischen Themen kaum noch möglich, so die Analyse des ehemaligen Präsidenten der Bundespsychotherapeutenkammer Rainer Richter. Eine Folge dieser Störung seien Aggression und Gewalt, die sich zunächst in der Sprache, später aber auch in tatsächlichen Handlungen Raum verschaffe.
Die DPTV leitete aus dieser Beobachtung die Verpflichtung ab, diese gesellschaftlichen Veränderungen zu thematisieren, auch wenn ein solche Einmisschung nicht ihrem individuellen Behandlungsauftrag entspricht. Recht so, würde ich sagen. Ärzte und Psychotherapeuten, aber natürlich auch andere Gesundheitsberufe sind Teil der Gesellschaft, und es steht ihnen gut an, gesellschaftspolitische (Fehl-)Entwicklungen durchaus auch aus ihrer beruflichen Sicht zu analysieren, zu kommentieren und eventuell auch Lösungsvorschläge anzubieten. Das passiert natürlich auch jetzt bereits – der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte (BVKJ) ist hier beispielsweise recht aktiv – aber es wäre auf vielen Ebenen noch weiteres Engagement denkbar.
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