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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 42. KW 2014; Montag, 20. Oktober 2014
Das KV-System merkt allmählich, dass es mit dem so genannten Versorgungsstärkungsgesetz die Quittung für allzu langes Aussitzen der Probleme im eigenen Verantwortungsbereich bekommt. Denn eine angemessen Verteilung der Arztsitze in der jeweiligen Region ist nun mal ureigenste KV-Aufgabe, die eben gerade deswegen den Auftrag zur Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung in ihrer jeweiligen Region an der Backe hat – und daraus wesentliche Bereiche Ihrer Legitimation bezieht. Dass hier die Politik schon seit Jahren mit Argusaugen die wachsenden Defizit-Meldungen beobachtet, ist wahrlich kein Geheimnis, und es braucht niemanden zu wundern, dass der aktuelle Entwurf des Versorgungsstärkungsgesetzes jetzt einige diesbezügliche Vorgaben (schon sie waren ja einer erster Schuss vor den KV-Bug) von Kann- in Soll-Regelungen und von Soll- in Muss-Regelungen umwandelt. Wir wissen, dass die Verteilung von Ärzten zwischen Stadt und Land (und innerhalb einzelner Großstädte) nicht klappt, und irgendwann wird halt gesetzlich vorgeschrieben, was der ärztlichen Selbstverwaltung an Lösungen nicht gelingen will.
Allerdings hat auch die Politik ihre Hausaufgaben zur besseren Ärzteverteilung in wichtigen Teilen nicht gemacht. Denn eine der zentralen Ursachen dafür, dass Ärzte bestimmte Versorgungsbereiche meiden, ist die ungleiche Verteilung von Privatpatienten, deren Versorgung aus ärztlicher Sicht weit lukrativer ist, als das Brot- und Butter-Geschäft der GKV-Maloche. Diese ungleiche Honorierung wird so lange PKV-schwache Regionen ausdünnen, wie EBM und GOÄ nicht einander angeglichen und auf das gleiche Niveau gehoben bzw. gesenkt werden. Das kann und sollte übrigens im Gesamtdurchschnitt ohne Honorarverluste geschehen (wird dann allerdings für die GKV erstmal einen Schluck teurer). Hier aber wäre politischer Schneid gefragt, um dem Arzt im Bayerischen Wald die gleichen Verdienstmöglichkeiten zu gewährleisten, wie dem am Starnberger See. Wenn das nicht klappt, kann immer noch von Zwangsaufkäufen und ähnlichen Daumenschrauben die Rede sein.
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