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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 32./33. KW 2015; Montag, 17. August 2015
Der Bedarf für eine Reform der Pflegeversicherung scheint allgemeiner Konsens. Nahezu geräuschlos jedenfalls hat Gesundheitsminister Herrmann Gröhe seine Pflegereform in zwei Schritten auf den Weg gebracht, obwohl damit kräftige Mehrausgaben verbunden sind. Aber weder bei den Versicherten noch bei den ebenfalls betroffenen Arbeitgebern waren die üblichen Protestreaktionen zu vernehmen. Und das liegt nicht nur am Sommerloch, in das jetzt der Kabinettsbeschluss zum Zweiten Pflegestärkungsgesetz gefallen ist. Die These sei erlaubt, dass das Bewusstsein dafür, dass es in der Pflege nicht so weitergehen kann, wie bisher, in dem Maße gesellschaftlich angekommen ist, wie die Entscheider mehr und mehr selber mit problematischen Pflegesituationen ihrer Angehörigen konfrontiert werden. Wie auch immer: Hauptsache es ändert sich etwas.
Allerdings werden die Kernprobleme in der Pflegeversorgung mit einer weiteren Auffächerung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs und einer Aufstockung der Pflegesätze vermutlich kaum zufriedenstellend zu lösen sein. Hier mögen zwar Pflegebedürftige und ihre Angehörigen entlastet und unterstützt werden, aber der entscheidende Teil in der Überwindung der aktuell als defizitär empfundenen Pflegesituation ist die Besserstellung der Pflegenden selbst und die breite, auch gesellschaftliche Unterstützung ihres Berufsalltags. Hier scheinen Kindergärtnerinnen und Kindergärtner (die im übrigen bereits jetzt deutlich besser bezahlt werden als examinierte Kräfte in der Altenpflege) eine deutlich größere gesellschaftliche Anerkennung zu genießen.
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