Gesundheitspolitischer Brief 13. April 2015

Gesundheitspolitischer Brief 13. April 2015

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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF

Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik

GPB 14./15. KW 2015; Montag, 13. April 2015

Anders als in der Gesetzlichen Krankenversicherung kann es in der Pflegeversicherung eine grundsätzliche Zufriedenheit mit dem System schon vom Prinzip her nicht geben. Das liegt daran, dass die Pflegeabsicherung bei ihrer Einführung 1994 nicht als System zur vollständigen Abdeckung der Kosten geplant war – und auch nicht geplant sein sollte. Die Pflegeversicherung sollte und soll schließlich nicht zum Erbenschutz werden. Diesem Sozialversicherungszweig ist es also immanent, dass zu wenig Geld da ist. Dieser gewollte Mangel kann sich nun an vielen verschiedenen Stellen im System Luft verschaffen. Hier steht an allererste Stelle die mangelhafte Qualität, denn nur zu groß ist die Verlockung, die Unterdeckung der Pflegeabsicherung mit einer dürftigen Leistungserbringung zu kompensieren. Vor allem, weil die Pflegebedürftigen selbst sich kaum wehren können und viele Angehörige (wenn es sie denn überhaupt gibt) nicht die Fähigkeiten und oft auch nicht das Interesse haben, so ganz genau hinzugucken. Die Einführung eines „Pflege-TÜV“, in dem extern geprüft wird, wie es sich mit der Qualität der jeweiligen Einrichtung verhält, ist also in gewisser Weise konsequent und gerechtfertigt. Wenn die Pflege-Qualität ausschließlich intrinsisch motiviert ist, aber im Prinzip das Geld nicht reicht, scheint es nur schlüssig, hier ein wenig auf die Standards der Leistungserbringung zu achten und den kaum entscheidungsfähigen „Kunden“ Hinweise zur Wahl der für sie geeigneten Einrichtung zu geben.

Nicht alles allerdings, was im Prinzip schlüssig ist, wird in der Konsequenz dann auch vernünftig umgesetzt. Beim „Pflege-TÜV“ ist da tatsächlich einiges schiefgelaufen. Zum einen stimmen die unterschiedlichen Gewichte nicht, mit denen die einzelnen Leistungen in den Häusern beurteilt werden: Es ist der Sache nicht unbedingt angemessen, wenn schlechte Pflegeleistungen durch einen in ausreichender Schriftgröße gedruckten Küchenplan ausgeglichen werden können. Zum anderen war Praktikern von Anfang an klar, dass die gegenwärtigen Kriterien nicht die Qualität der Pflege überprüfen, sondern in erster Linie die Qualität der Pflegedokumentation. Und hier liegt der eigentliche Hund begraben, denn die Anforderungen an die Dokumentation sind zwischenzeitlich so umfassend, dass sie beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen – die dann bei der wirklichen Pflege fehlt. Damit wird nicht nur die Pflegekraft vom Pflegebedürftigen abgezogen, sondern ist wird im beträchtlichen Maße auch intrinsische Motivation bei den Pflegenden vernichtet. Denn sie wollen in erster Linie pflegen – und nicht Dokumentationsbögen ausfüllen.

PDF-DOWNLOAD:  GPBos_14_15_KW_2015 (161 KB)

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