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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 11.KW 2016; Montag, 21. März 2016
Es ist allmählich ermüdend, sich einmal mehr mit den Ärzten und ihrem GOÄ-Debakel zu beschäftigen. Aber dümmer als die widerstreitenden Doktors kann man eine Situation mit tendenziell starkem Rückenwind kaum versemmeln. Schwer zu verstehen beispielsweise, warum man diese vor allem für die ambulant tätigen Ärzte eminent wichtige Frage ausgerechnet in die Hände von Klinikern legt. Verwunderlich ist da der Vorwurf kaum, hier werde die Zukunft der freiberuflich tätigen Ärzteschaft verspielt – egal, ob er zutreffend sein mag, oder nicht. Bereits bei der Zusammensetzung der entsprechenden Komission hätte es besser gelingen müssen, den alten Partizipationsgrundsatz zu befolgen, dass es vor allem darum geht, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Das scheint gründlich schief gegangen zu sein, und der Protest, der sich in wachsender Lautstärke vor allem aus dem Lager der niedergelassenen Ärzteschaft artikulierte, war schon beinahe logische Konsequenz. Etwas zu „Chefsache“ zu erklären, kann eher schädlich als nützlich sein, wenn der Chef in der entsprechenden Sachfrage nicht den Rückhalt seines Ladens besitzt.
Aber auch wenn hier berechtigter Unmut angebracht sein mag, die Methode einer öffentli-chen Selbstzerfleischung dürfte kaum der richtige Weg sein, um diese zunächst einmal rein innerärztlichen Querelen diskret über die Bühne zu bringen. Die in den letzten Wochen und Monaten zelebrierte öffentliche Demontage der GOÄ-Entwürfe (und GOÄ-Mutmaßungen) und ihrer bisherigen Verhandler wirft ein derart grottenschlechtes Bild auf die ärztliche interne Konfliktlösungskompetenz, dass man sich nur fragen kann, ob die Ärzteschaft wirklich glaubt in einem derart geschlossenen Elfenbeinturm zu leben, wie ihr Verhalten es suggeriert. Es mag ja die Eitelkeit des einen oder anderen Funktionärs befriedigen, dem Kollegen mvors Schienbein zu treten oder ihn diskret zu massakrieren, aber auch das nicht ärztliche gesundheitspolitische Fußvolk liest die Zeitung – und denkt sich dann seinen Teil.
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