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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 07.KW 2016; Montag, 15. Februar 2016
In Zeiten von Smartphones und Apps hat die gesundheitspolitische Diskussion um die Digitalisierung des Gesundheitswesens endgültig den Anschluss verloren. Da „kommt“ nichts oder da „droht“ etwas, sondern „Digital Health“ ist längst Realität und nicht mehr wegzudenken. Die dramatische Frage allerdings lautet, wir das gute alte Sozialgesetzbuch 5 sich diesen neuen Realitäten stellt? Und nicht etwa der vielzitierte „gläserne Patient“ (hinter dem immer auch ein „gläserner Arzt“ zu drohen scheint) und die vermeintlichen oder echten Hürden des Datenschutzes stellen dabei die eigentlichen sozialpolitischen Schreckgespenster dar. Vielmehr steht mit den Möglichkeiten der digitalen Dokumentation von Vitalparametern unser Solidarsystem insgesamt vor einer massiven Herausforderung. Immer lauter werden nämlich die Rufe und immer ausgefeilter die Möglichkeiten, das Gesundheitsverhalten der Bürger und Versicherten zu überwachen und – im nächsten Schritt – für entsprechendes Wohlverhalten auch Beitragsvergünstigungen und Boni zu gewähren.
Dann allerdings bekommen wir in der Tat mehrfache Probleme: Zum einen ist unser GKV-System auf diese direkte Form von Belohnung (und möglicherweise Strafe?) nicht ausgelegt. Nochmal zur Klärung: Der GKV-Groschen, den wir unserer Kasse überweisen ist nicht unser eigener, sondern er dient dazu, anderen Bürgern, die aktuell auf Versorgung angewiesen sind, diese Versorgung zu finanzieren. Die Gewährung von Boni, Rückzahlungen und – in einer späteren Stufe – möglichweise auch Härteprämien suggeriert jedoch (und vollstreckt schleichend) einen Finanzierungsmechanismus dem individuelle Konten für die Gesundheitsversorgung zugrunde liegen. Es wäre eine politische Diskussion wert, ob wir das wollen (und meine Prognose lautet, dass allenfalls ein Teil junger und gesunder Versicherter dieses Modell präferieren würde – wenn überhaupt).
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