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GESUNDHEITSPOLITISCHER BRIEF
Wöchentlicher Nachrichtenüberblick zur deutschen Gesundheitspolitik
GPB 38.KW 2016; Montag, 26. September 2016
Vielleicht eine Gegenbewegung? Letzte Woche war noch davon die Rede, dass mit der verfassten Ärzteschaft kaum zu rechnen sei, wenn es um die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems geht. Allzu vielfältig (und in sich widersprüchlich) ertöne der Ruf nach mehr Geld (und danach kommt dann leider auch nicht mehr viel). Nun fällt in dieser Woche der Blick auf diverse ärztliche Pflänzchen, die zwar verschiedentlich an dem einen oder anderen Mäuerchen blühen, denen es allerdings schwer zu fallen scheint, ganz oben in der ärztlichen Standesvertretung und damit im ärztlichen Forderungskatalog Gehör zu finden (wo sind hier eigentlich Bundes- und Landesärztekammern?).
Die Rede ist von den unterschiedlichen Bemühungen der Ärzteschaft, der ökonomisch getriebenen Überversorgung Herr zu werden (von einer entsprechenden Kommerzialisierung des Gesundheitswesens war ja an dieser Stelle bereits die Rede). Tatsächlich können nur die Ärzte selbst immer wieder deutlich darauf hinweisen, dass sie vielfach vom System (oder von ihren Arbeitgebern) gezwungen werden, Patienten contra lege artis zu versorgen. So hat der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) die amerikanische Initiative „Choosing wisely“ aufgegriffen, die eindrucksvoll aufzeigt, dass nicht alles, was an medizinische Versorgung möglich ist, auch tatsächlich am Patienten exekutiert werden muss: Weniger kann in der Medizin durchaus mehr sein, und daher muss sich auch die Option des beobachtenden Abwartens im medizinischen Versorgungs- (und Vergütungs-)Spektrum wiederfinden. Gar nicht so einfach allerdings, wenn mit dem Argument „der Doktor hat ja gar nichts gemacht“ eben diesem Doktor die Honorierung für seine medizinisch möglicherweise durchaus angeratene Zurückhaltung verweigert wird. Da braucht es viel Liebe zum Patienten und zur medizinischen Heilkunst, um die Hände (geballt in der Kitteltasche) nicht begehrlich zum Patienten auszustrecken.
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